Esoterische Augenwischerei: Frans-Peter van Boxelaer

In diesem Artikel übe ich Kritik an der Verzicht-Philosophie von Frans-Peter van Boxelaer und dem Zulauf zum Vortrag als Zeichen für ein bedenkliches intellektuelles Niveau in Görlitz.

In Görlitz gibt es rund um den Verein “Ideenfluß e. V.” eine aktive esoterische Szene, die sich mit den Gedanken Jacob Böhmes und anderen mystischen Denkern befasst. Frans-Peter von Boxelaer, ein älterer asketisch wirkender, durchaus selbstbewusst wenn nicht herrisch auftretender Mann, geriert sich dabei offenkundig als Oberhaupt dieser Gemeinde. Dieser gelernte Kunsthistoriker nun hielt kürzlich im “Gleis 1” im Bahnhof Görlitz vor vollbesetzen Rängen eine Rede zum Thema ‘Verzicht in Anlehnung an den Daoismus’.

Dabei wurde deutlich: Die Verzicht-Philosophie dieses Mannes ist nichts als ein Haufen Blödsinn. Wie kann man vorschlagen, dass wir uns in asketischer Manier zurückhalten und alles Unnötige weggeben sollen, wenn Armut und Einschränkungen in Deutschland und gar in der Welt schon so weit verbreitet sind? Askese und Eremitage mögen ja sein persönlicher Weg zum Glück sein. Aber seine Aufforderung, sich biophil zu verhalten und Metanoia anzuwenden, scheint mir nur eine Ausrede, nicht aktiv zu werden und die Welt wirklich zu verbessern – “Handeln durch Nichstun” lautete im Vortrag seine Devise.

Und lassen Sie mich gar nicht erst anfangen mit dem esoterischen Quatsch, den er von sich gibt, indem er sich auf Wu Wei und Dao und chinesische Philosophie beruft, sowie auf Jacob Böhme und christliche Ideen von Demut. Was hat das alles mit den wirklichen Problemen zu tun, mit denen wir als Gesellschaft konfrontiert sind? Es ist nur ein randständiger Versuch, intellektuell und tiefgründig zu klingen, ohne tatsächlich etwas Substanzielles zu sagen – wie es ja selbsternannte Gurus gerne tun.

Stattdessen müssen wir uns darauf konzentrieren, uns selbst in unseren Möglichkeiten zu erweitern, unser Potenzial zu entwickeln und unsere Fähigkeiten voll auszuschöpfen. Es ist an der Zeit, als Menschen voranzukommen und uns nicht wie dumme Affen in der Wildnis zurückzuhalten oder in sie zurückzukehren. Wir haben nun einmal ein sehr effizientes Gehirn zwischen unseren Ohren und dürfen nicht zulassen, dass dieser oder andere (“grüne”) Verzichts-Philosophen uns davon abhalten, unsere Zukunft aktiv zu gestalten und einen positiven Einfluss auf die Welt zu nehmen.

Dass diesem Vortrag so viele Menschen in Görlitz in andächtigem Schweigen gelauscht haben, ist allerdings ein ganz schlechtes Zeichen für das intellektuelle Niveau dieser Stadt, in der ich mich entschieden habe zu leben: Offenbar gibt es hier eine nicht zu kleine Anhängerschaft dumpfen Mystizismus’ in Anlehnung an Jacob Böhmes Theosophie. Ergebnis ist leider ein die eigene – vermeintlich geografisch bedingte – Randständigkeit noch betonender Obskuratismus.