Bitcoin, Pizza und Scam
So sehr wir in der Bitcoin-Community den Pizza Day feiern – schließlich brauchen wir solche Traditionen, um unsere Kultur lebendig zu halten –, so sehr stößt mir ein Vorfall sauer auf: Die MARA Mining Company hat den Jahrestag der legendären Bitcoin-Pizza genutzt, um in einem Block ein Werbebild für Gemini.com unterzubringen. Das ist nicht nur geschmacklos, sondern ein fundamentaler Missbrauch der Blockchain.

Stellen Sie sich vor, Sie kaufen beim Bäcker Brötchen – und statt einfach nur Wechselgeld zu erhalten, zwingt man Ihnen Werbeflyer auf, die Sie zwangsweise in Ihrer Börse verstauen müssen. Irgendwann ist die Börse so voller Müll, dass sie unbrauchbar wird. Genau das passiert hier mit der Blockchain. Selbst wenn dieser Block keine echte Transaktion enthält, muss jede Node ihn speichern, um die Integrität der Kette zu wahren. Das Ergebnis? Eine aufgeblähte, ineffiziente Datenlast – reiner Ballast, der technische Ressourcen verschwendet.
Doch die Folgen gehen weit über Speicherplatz hinaus: Immer größere Datenmengen erfordern leistungsstärkere – und teurere – Hardware. Damit wird der Betrieb einer Node zunehmend zum Privileg für Unternehmen oder wohlhabende Einzelpersonen. Schon heute stagniert die Dezentralisierung – die Node-Dichte verlagert sich zunehmend in institutionelle Hände, während Privatpersonen zurückgedrängt werden. Große Mining-Pools und Industrie-Player versuchen zunehmend, die Kontrolle über das Netzwerk zu übernehmen. Jeder unnütze Block beschleunigt diese Entwicklung.
Bitcoin wurde erschaffen, um Zensur und zentrale Gatekeeper überflüssig zu machen. Wenn wir zulassen, dass Konzerne die Blockchain als Werbetafel nutzen, opfern wir dieses Ideal zugunsten kurzfristiger Profitinteressen. MARAs Aktion ist kein Kavaliersdelikt – sie setzt einen brandgefährlichen Präzedenzfall. Wer stoppt die nächste Firma, die NFTs, Politpropaganda oder sonstigen Datenmüll in die Kette meißeln will?
Die Blockchain ist kein Marketing-Tool. Sie ist ein öffentliches Gut. Lasst uns verteidigen, wofür Bitcoin steht: Dezentralisierung, nicht Kommerzialisierung.
Faktencheck:
- Aktuelle Node-Statistiken
Laut Bitnodes (der Referenzquelle für Bitcoin-Node-Zählungen) sind derzeit 21.000 reachable Nodes weltweit aktiv. Dieser Wert schwankt historisch zwischen 10.000 und über 20.000, ohne einen klaren drastischen Abwärtstrend zu zeigen. - Problem der Zentralisierungstendenz
Während die absolute Node-Zahl nicht kollabiert, gibt es dennoch Bedenken:- Geografische Konzentration: Über zwei Drittel aller Bitcoin-Nodes werden in OECD-Ländern betrieben, darunter besonders viele in Staaten mit überdurchschnittlichen Infrastrukturkosten (USA, Deutschland, Frankreich).
Quelle: Bitnodes.io – Länderverteilung, manuelle Aggregation 06/2024 - Warum das relevant ist
Bandbreitenkosten: In den USA kostet 1 TB Dedicated Server-Bandbreite ≈20 USD, in Indien nur ≈5 USD (Quelle: Hetzner vs. DigitalOcean).
Energiepreise: Deutschland hat mit 0,40 USD/kWh die höchsten Stromkosten der Top-Node-Länder (Global Petrol Prices, 2024).
- Geografische Konzentration: Über zwei Drittel aller Bitcoin-Nodes werden in OECD-Ländern betrieben, darunter besonders viele in Staaten mit überdurchschnittlichen Infrastrukturkosten (USA, Deutschland, Frankreich).