Joker – der Film

Eine mächtige Parabel auf unsere westliche Gesellschaft, ihre soziale Kälte und die Wut, die diese auslöst. – Die Einbettung in das Batman-Universum – der Film ist eine Art Prequel zu Batman und Joker – erlaubt es den Filmemachern, die Geschichte ohne allzu genaue Rücksicht auf tatsächliche US-amerikanische Gegebenheiten zu erzählen. 

Hauptfigur ist ein durch frühen kindlichen Missbrauch und Misshandlungen psychisch und wohl auch hirnphysiologisch gestörter Mensch, der versucht, in seinem Beruf als Clown und Spassmacher zurecht zu kommen und einen großen, aussichtslosen Traum hat: Standup Comedian zu sein. Aber, wie ihm richtig gesagt wird: muss man dazu nicht witzig sein?

Ein Überfall während seiner Arbeit und das Ende seiner psychologischen Betreuung verbunden mit dem Verlust des Zugangs zu seinen wichtigen Psychopharmaka und schließlich der Schlaganfall seiner Mutter werfen ihn aus der Bahn, und bei einem weiteren Überfall auf ihn wird er zum dreifachen U-Bahn-Mörder, dabei wieder geschminkt als Clown. Als die Obrigkeit in Gestalt von Thomas Wayne, reicher Bonze, Bürgermeisterkandidat und Vater des späteren Batman Bruce Wayne, sich in diesem Zusammenhang auch noch über die arme Bevölkerung der Stadt lustig macht, indem er sie alle als Clowns beschimpft, löst dies eine Massenerhebung aus, in der alle Protestierenden Clowns-Masken tragen und gegen die  Obrigkeit von Gotham City rebellieren. Während der Proteste wird dieser Thomas Wayne dann auf der Straße gestellt und mit seiner Frau in Anwesenheit des jungen Bruce Wayne erschossen, woraufhin dieser sich entscheidet, zum gnadenloser Kämpfer gegen das „Verbrechen“ zu werden.

Parallel zu diesem Handlungsstrang entspinnt sich die in der Schwebe zwischen Fantasie und Realität bleibende Geschichte der Vaterschaft des Jokers: die Mutter behauptet, Thomas Wayne sei sein Vater, dieser, er sei adoptiert und sogar seiner Mutter wegen schlechter Behandlung weggenommen worden. Für diese Geschichte gibt es amtliche Dokumente, die der Joker in die Hand bekommt, aber was will das schon heißen in Zeiten allgemeiner Korruption und Durchsetzung der Macht der Reichen. Und schließlich gibt es auch noch das Foto von Thomas Wayne und der Mutter des Jokers, signiert hinten mit „In Love T. W.“

Die möglicherweise in Wahnvorstellungen gefangene Mutter hält diese möglicherweise „wahre“ Geschichte vor ihrem (Adoptiv-)Sohn, mit dem sie zusammen lebt und der ja im Grunde sein Leben lang nach einem Vater gesucht hat, möglichst lange geheim, aber als er darauf zufällig stößt, übernimmt der Joker sie sofort und geht ihr nach. 

Dem Film gelingt es hervorragend, die Persönlichkeitsstörung und den Realitätsverlust psychisch kranker Menschen auf den Zuschauer zu übertragen: letztlich ist nichts gewiss, die Realität verschwimmt, plötzlich ist es möglich, dass der eigene Vater ein erfolgreicher und reicher Mann wie John Wayne ist, oder die wahre eigene lieblose Mutter eine berühmte Schauspielerin wie Ingrid Bergman, die demnächst kommt, ihr Kind endlich zu sich zu nehmen.

That’s life – das Leben eine Komödie, wie der Joker sagt?